Kultur und MINT

Geschätzter Herr Ebinger. Danke, dass Sie sich für die Kultur stark machen. Das ist eine Seltenheit!
Ich bin sowohl im Bereich MINT als auch in der Kultur tätig und vereine beide Berufssparten. Kreativität, Kultur und die Künste hatten im regulären Schulbetrieb noch nie einen hohen Stellenwert. Das ist mit ein Grund, weshalb ich vor über 8 Jahren mithalf das K’Werk Zug Bildschule bis 16 ins Leben zu rufen und noch heute im Vorstand tätig bin. Die Zuger Bildschule sensibilisiert in den Bereichen Design, Kunst und Architektur und schult die ästhetische Wahrnehmung unter Anwendung gestalterischer Verfahren und Prozesse. Ziel ist es, die Bildschulen analog zur Musikschule in die Schweizer Bildungslandschaft zu integrieren. Mit dem LAB2018 haben wir zudem Kinder und Jugendliche dazu animiert, sich vertieft mit Architektur und Baukultur zu beschäftigen.

Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen jedoch versichern, dass es gerade in den Fächern MINT sehr viel Kreativität braucht, und dass das Lernen mit Phantasie und spielerischem Eifer gefördert, ja sogar gefordert, wird. Ich denke, es ist wichtig, dass unsere Lehrpersonen befähigt werden,den Kindern auch die MINT Fächer im täglichen Schulbetrieb mit der genügenden Portion Kreativität und spielerischen Lernen zu vermitteln. Diese Befähigung wird sicher Mittel benötigen, denn die Gegenwart ist bereits sehr digital und dies wird sich in Zukunft noch verstärken. Hier ist es wichtig, unsere Lehrpersonen fit zu machen.

Sussi Hodel, Nationalratskandidatin FDP, Liste 12

Leserbrief vom 12.9.2019, Zuger Zeitung
«Dies greift die Qualität der Schulen an», Ausgabe vom 5. September
Wer sich über den Titel wundert, dem sei in Erinnerung gerufen, dass Richard Dawkins, der weltberühmte Atheist und Autor von «Der Gotteswahn», vor ein paar Jahren verkündete: «Die meisten Märchen halten einer genauen Untersuchung nicht stand.» Leider hat er mit dieser Einstellung den Nerv der Zeit getroffen. Kreativität, Kultur und die Künste werden systematisch aus unserem Bildungssystem entfernt oder kleingeredet. Wer sich kreativen Fächern zuwendet, der wird gewarnt, er werde eine brotlose Zukunft vor sich haben.

Selbst Dagmar Rösler, seit 1. August die erste Frau an der Spitze des Schweizer Lehrerverbandes, fordert als Allererstes genügend Mittel, um die Digitalisierung zu meistern. Alle reden nur vom Geld und niemand von Kreativität und Kultur. Der Schüler muss sich nicht fragen, wie nütze ich der Gesellschaft, sondern, wo verdiene ich am meisten Geld und diene am besten der Wirtschaft.

Aber bleiben wir bei den Wissenschaftern: Wer viel gelesen hat, wer sich mit Märchen, mit Fantasy, mit Monstern herumgeschlagen hat, wer mit Hexen auf Du und Du ist, der kann Handlungsbögen verbinden und unkonventionelle Lösungen finden. Er begreift die grossen erfundenen Geschichten der Literatur. Wer sich in dieser Welt zurechtfindet, ist ein besserer Banker, ein besserer Physiker, Lehrer oder Elternteil als derjenige, der nur die Realität kennt.

Wissenschafter erzählen uns laut der Kinderbuchautorin Meg Rosoff Folgendes: «Sieben Milliarden erstaunlich geschaffene Wesen leben auf einer Kugel aus Eisen, Geröll und Silikaten, die in der Mitte eines unvorstellbaren Nichts treibt.» Ein Universum, welches aus einem Nichts entstanden ist. Diese Geschichte ist bizarrer als jedes Märchen. Jeder Schriftsteller hätte einen Bestseller, der so eine Geschichte erfände. Aber wir glauben sie. Und die Schöpfungsgeschichte belächeln wir.

Was ich damit sagen will, ist, dass es für uns alle von eminenter Bedeutung ist, dass wir lesen, dass es Bücher gibt, dass es Kultur gibt. Für mich ist Kultur zehnmal wichtiger als jedes Mint-Fach und die Basis unserer Gesellschaft. Wer nie ein Buch gelesen hat, ist auf das Leben ausserhalb des normalen Rhythmus nicht vorbereitet und unsere Gesellschaft ist längst ausserhalb des gewohnten Rhythmus gefallen. Vor allem, er wird die Märchen der Wissenschafter, selbst die Wahren nie begreifen, denn sie übersteigen seinen Horizont. Wer sich nur auf Mint-Fächer und Fächer, bei denen man viel Geld verdienen kann, konzentriert, der hat von der Gesellschaft nichts verstanden.

Ich habe den schweren Verdacht, dass unser Bildungssystem genau in diese kulturelle Sackgasse schlittert.

Michel Ebinger, Rotkreuz

Erschienen am 24.9.19 in der Luzerner Zeitung

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